Eine Gruppe von vier Flüchtlingen ist am Montag, den 21. März 2016 auf einen Kraftwerkskamin in Pleinting bei Vilshofen an der Donau geklettert. Der Turm ist weit über 140 Meter hoch.
Die vier Flüchtlinge sind gegen 13.30 Uhr an der Außenseite des Turms in die Höhe geklettert.
Stundenlang harrten die Männer auf dem Turm oben aus. Rettungsdienst und Polizei versuchten bis circa 16 Uhr vergeblich, die lebensgefährliche Aktion zu beenden. Die Verhandlung wurden über Handy unter Einbindung eines Dolmetschers durch die Verhandlungsgruppe der Polizei geführt. Am späten Nachmittag wurde die Hilfsbedürftigkeit der Betroffenen durch diese artikuliert, hervorgerufen durch die Kälte. Ein eigenständiger Abstieg konnte nicht durchgeführt werden. In Abstimmung mit der Polizei bzw. dem SEK sollten die Bergwachkräfte die Versorgung und die Evakuierung durchführen. Die Bergwacht Passau/Dreisessel wurde um 16.11 Uhr alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt war eine Eigen- bzw. Fremdgefährdung nicht gegeben.
Der Einatzleiter der Bergwacht organsierte eine terrestrische Rettung und schickte dazu sofort zwei Einsatzkräfte über die Außenleiter nach oben zu den Flüchtlingen. Diese sicherten die vier Männer mittels Rettungssitzen und Bandschlingen am Turm. Der Betreiber hat die Fallschutzläufer für die vorhandene Steigschutzeinrichtung zur Verfügung gestellt.
Die unterkühlten Männer wurden von den Bergrettern mit Decken versorgt. Gleichzeitig machten sich vier Luftretter der Bergwacht startklar um mit den zwei Polizeihubschraubern „Edelweiß“ die Rettung mittels Bergeeinrichtung (Hubschrauberwinde) einzuleiten. Die Luftretter wurden von den Helikoptern in zwei Winchvorgängen am Turm abgesetzt. Danach wurden die Flüchtlinge für die Windenrettung vorbereitet. Jeder der vier Männer wurde in einem extra Anflug zusammen mit einem Bergretter vom Turm nach unten geflogen. Vom Landrettungsdienst wurden sie dann in umliegende Krankenhäuser eingeliefert.
Polizei, Rotes Kreuz, Feuerwehr und Bergwacht waren mit rund 150 Einsatzkräften vor Ort. Die Zusammenarbeit zwischen den Polizeihubschraubern „Edelweiß“ und der Bergwacht klappte hervorragend.
Für uns ist es an dieser Stelle wichtig herauszustellen, dass wir im Rahmen unserer rettungsdienstlichen Aufgabe in Abstimmung mit der Polizei tätig geworden sind und keine polizeiliche Aufgabe durchgeführt haben. Die betroffenen Personen waren in ihrer Lage schutzbedürftig und haben um Hilfe ersucht. Es wurde keine Form von Zwang oder Gewalt ausgeübt Die Entscheidung der Einsatzleitung des Rettungsdienstes, der Feuerwehr und der Polizei zur Durchführung der Rettungsaktion durch die Bergwacht ist dem gesamten Verlauf und der fortgeschrittenen Tageszeit zuzuschreiben.
Die Bergwacht Passau/Dreisessel ist als Organisation ein Teil des Roten Kreuzes. Wir teilen mit diesem gemeinsame Grundsätze, Ziele und Symbole.
Unsere Aufgabe ist somit der Schutz des Lebens, der Gesundheit und der Würde sowie die Verminderung des Leids von Menschen in Not, ohne Ansehen von Nationalität, Abstammung oder religiösen, weltanschaulichen oder politischen Ansichten der Betroffenen. Unsere Arbeit basiert auf den Prinzipien der Unparteilichkeit und Neutralität.
Übertragen auf unsere Arbeit fordert diese Neutralität weder den Hergang eines Unfalls öffentlich zu beurteilen noch die am Unfallgeschehen Beteiligten zu kritisieren.
Die Passauer Bergretter trainieren jährlich intensiv in der Simulationsanalge der Bergwacht Bayern in Bad Tölz um für solche Einsätze optimal vorbereitet zu sein. Auch regelmäßiges Echtflugtraining gehört zu den Trainingseinheiten der Bergwacht Passau/Dreisessel.
6 Responses
Wer selber hoch klettert soll gefälligst selber runter kommen – diese Bergung kostet den Steuerzahler nur unnötig Geld
Ich gratuliere zu diesem Einsatz! Warum aber so ein ausführliches „Statement“ über die Grundsätze des Roten Kreuzes? Ihr werdet Euch doch nicht für diesen Einsatz rechtfertigen!
Bernhard Pappenberger
Das sind ja schon fast heilige…
(y) Tolle Arbeit RESPEKT ! Aber: Warum muss man sich für so einen Einsatz ausführlich rechtfertigen? Ich stelle mir die Frage, warum der Betreiber der Anlage seinen Kaminaufstieg nicht so gesichert hat, dass Wahnsinnige und Unbefugte da gar nicht hoch steigen können. Hoffentlich bekommt er die Rechnung der Hubschraubereinsätze präsentiert und nicht wir Steuerzahler!
Gute Arbeit Jungs — RESPECT—und laßt Euch nicht ans Bein pinkeln – von niemand —
Paul
(Wasserwacht Ilz)
Doch Theiler sagt!
Wisst ihr noch was von der Übung der Bundespolizei am Kamin vor ungefähr einem Jahr.
Die Rettung der vier Kasperl hätte ich mit dem Gramminger-Sitz durchgeführt,
aber heute wissen die Bergwachtler nichts mehr vom „Wiggerl“ Gramminger.
Er gehörte seit 1925 der Bergwacht an und prägte diese maßgeblich mit. In der Bergrettung leistete er Pionierarbeit bei der Entwicklung der Streckschiene, der Stahlseilwinde, des Akja und der Technik der Bergung aus steilsten Wänden. Er ist der Erfinder des nach ihm benannten Gramminger-Sitzes. Ihm gelang die erste sensationelle Bergrettung aus der Hochwanner-Nordwand im Wetterstein und 1957 eine seiner spektakulärsten Rettungsaktionen unter internationaler Beteiligung in der Nordwand des Eiger.
„…Bei Schneesturm, Nacht und Nebel wurde der Italiener Claudio Corti mit einer Stahlseil-Winde, die Grammingers Erfindung war, nach acht Tagen ohne schwere Verletzungen geborgen und zum Eiger-Gipfel transportiert.“
Ein wenig Zeit muss man als Asylant schon mitbringen!
Es freut mich, dass die Bergwacht die Zwangsfusionierung nach dem 1000-jährigen Reich jetzt wegsteckt. Denn das Deutsche Rote Kreuz war schon ein Kreuz. Gebe für Geschichtsinteressierte gerne ein paar Rotkreuz Zeitungen für’s Archiv ab. Zum Beispiel: Jahrgang März 1940, mit dem Artikel Jakob Schaffner Reichsstadt Lodsch.
Dennoch ein „Berg-Heil“, für ein „heilt Hitler“ gab es damals KZ!
Grüße aus Dobl
Antonius Theiler geb. 1941