Artikel aus PNP, am 26.02.2009, von Dagmar Schmidbauer
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Unfall am Dreisesselberg: Die Bergwacht war schnell zur Stelle, um den Verletzten per Akia über die Abfahrtspiste abzutransportieren. Damit dieser rasche Einsatz im Notfall auch weiter gewährleistet bleibt, braucht die Organisation Nachwuchs. (Foto: Schmidbauer)

Hauzenberg/Dreisessel. Der Winter hat den Bayerwald fest im Griff; Skifahrer, Tourengeher und Schneeschuhwanderer sind auf den Hängen und tief verschneiten Winterwegen unterwegs. Wenn alles gut geht, ist das ein traumhaftes Vergnügen. Wenn nicht, ist es gut, dass die Bergwacht schnell zur Stelle ist und rasche Hilfe anbietet. Doch die Frauen und Männer der Passauer Bergwacht suchen dringend Nachwuchs, um den Dreisesselberg noch besser betreuen zu können. Interessante und abwechslungsreiche Aufgaben warten, aber auch eine große Verantwortung für Mensch und Natur.

Schon vor der vorletzten Jahrhundertwende hatte die Rettung aus Bergnot ihre Anfänge. Damals übertrugen der Deutsche und der Österreichische Alpenverein die Rettungsaufgaben den hauptamtlichen Bergführern, richteten ein Netz von Rettungsstellen ein und versorgten die Schutzhütten mit primitiven Rettungsmitteln. Doch mit dem nach der Jahrhundertwende rasch zunehmendem führerlosen Bergsteigen starb auch der Beruf des Bergführers allmählich aus, so dass der Schutz von in Bergnot geratenen Menschen nicht mehr gewährleistet werden konnte.
Man schrieb das Jahr 1920, als es in Bayern nötig schien, eine Wacht in den Bergen zu gründen. Der Münchner Bergsteiger Fritz Berger ergriff die Initiative, suchte einsatzfreudige Bergsteiger und Naturfreunde, um gegen Leichtsinn, Fahrlässigkeit und bösen Willen anzukämpfen. Bald kamen Idealisten aus dem Fichtelgebirge und aus dem Schwarzwald hinzu. 1923 folgte die Gründung der Bergwacht im Allgäu und im Chiemgau. Neben der Naturrettung wurde die Erste-Hilfe-Ausbildung in den Dienstplan mit aufgenommen. So war das eine Ziel der Bergwacht, die Menschen wieder zum richtigen Verhalten in der Natur zu erziehen, das zweite, in Bergnot geratene Menschen zu retten.
1928 wurde mit der ersten Ortsgruppe in Cham und der zweiten in Regensburg schließlich die Bergwacht im Bayerischen Wald begründet; Passau folgte als dritte im Jahr 1930. Über Jahre erfolgte ohne fremde Hilfe oder staatliche Unterstützung eine intensive Aufbauarbeit. Nach langer Suche konnte im Jahr 1934 ein Austragshaus am Ortsrand von Hauzenberg als Hütte der Bergwacht gepachtet werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Organisation der Deutschen Bergwacht durch die Besatzungsmacht verboten. Doch die Männer gaben nicht auf und schlossen sich unter der Flagge des Deutschen Roten Kreuzes erneut zusammen, um ihr früheres Wirken fortzusetzen. So kam es auch, dass aus dem ehemalig „Grünen Kreuz“ ein „Rotes Kreuz im weißen Edelweiß“ wurde.
Es sollten noch viele Jahre ins Land gehen, bis 1967, gleichzeitig mit dem Bau des Skilifts, eine eigene Diensthütte am neuen Haupteinsatzgebiet, dem Dreisesselberg, errichtet werden konnte. „Das war sehr wichtig für uns, denn vorher hieß es samstags und sonntags mit dem Auto des Roten Kreuzes von Passau nach Frauenberg fahren und abends wieder heim. Die Gerätschaften ließen wir in der alten Jugendherberge in Frauenberg“, weiß Gerd Rosenberger, der 25 Jahre Bereitschaftsleiter der Bergwacht war und noch immer gern auf dem Dreisessel unterwegs ist.
1990 gab es noch heftige Diskussionen, ob Frauen etwas in der Bergwacht zu suchen hätten, die Bergwacht meinte: „Nein!“ Das ließen sich die Frauen nicht bieten und klagten. „Im Grunde war unsere Satzung frauenfeindlich“, gibt stellvertretender Regionalleiter Manfred Falkner heute zu. „Die Frauen sind eine echte Bereicherung, ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne sie war. Die haben echt was drauf.“

Inzwischen baut die Bergwacht Passau ihre Diensthütte am Fuße des Dreisessels weiter aus. Eine Quad und ein Motorschlitten mit 70 PS sollen bald zum Fuhrpark gehören und die Männer und Frauen von der Bergwacht noch mobiler machen. Vorbereitend hat es auch wieder eine zehn Abende umfassende Ausbildung zu Beginn der Saison gegeben. „Vor allem die Herz-Lungen-Wiederbelebung und der Umgang mit dem Defibrillator muss jedes Jahr geübt werden“, sagt Bergwachtarzt Dr. Michael Rosenberger aus Breitenberg.
Wer sich bei der Bergwacht engagieren will, braucht vor allem die Bereitschaft, anderen zu helfen, eine gute Grundkondition und Interesse an der Natur, auch Skifahren sollte er können. Zwei bis drei Jahre dauert die Ausbildung. „Das ist dann auch genug Zeit, sich anzuschauen, ob es ihm bei uns gefällt“, erläutert der stellvertretende Bereitschaftsleiter Thomas Schneemayer. Ansprechpartner für Interessierte sind Thomas Graf, Tel. 0170/7827370, und Thomas Schneemayer, Tel. 0171/4578569; E-mail, passau@bergwacht-bayern.org

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Eine engagierte Bergwachtler-Runde sind Thomas Graf (von links), Elke Weidinger, Dr. Michael Rosenberger, Gerd Rosenberger, Thomas Schneeberger, Fritz Schiebelberger, Christian Becker und Philipp; Unterstützung bei ihrer Arbeit könnten sie noch gebrauchen.

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